Was für ein ungewöhnliches Buch! Dystopie, Science-Fiction, Krimi, Abenteuerroman, Familiengeschichte, Kulturgeschichte… und zwei Teile, die zwar auch eigenständig gelesen werden können und Sinn ergeben, aber doch zusammen ein Ganzes bilden. Dieses Buch war meine erste Begegnung mit Michael Stavarič, aber sicher nicht die letzte, er hat mich neugierig gemacht.
Im ersten Teil des Roman befinden wir uns auf einem eisigen Planeten. Aus Schnee und Kälte gibt es hier nichts. Nur unsere Heldin, Elaine, die nach einer langen Weltraumreise auf diesem Planeten gelandet ist und aus dem Kälteschlaf erwachend versucht, sich an ihr Leben zurückzuerinnern und gleichzeitig auf dieser unwirtlichen Welt zu überleben. Was ist passiert? Wir sind im 24. Jahrhundert, ein Komet ist auf Kollisionskurs zur Erde und wird beim Eintreffen jegliches Leben auslöschen. Um vor der totalen Vernichtung zu fliehen, haben die Menschen ein Raumschiff gebaut. Dieses Schiff ist wie eine Arche, und eigentlich sollten vor Eintreffen des Kometen all diejenigen an Board gehen, die auf einem neuen Planeten der Menschheit eine neue Chance geben können. So auch Elaine, die als Genetikerin essentielles Mitglied der Mannschaft ist. Nur sind in der großen Aufregung beim Eintreffen des Kometen viel mehr Leute ins Schiff gestiegen, als es geplant war, und nun weiß Elaine nicht, wo und wann sie gelandet ist und warum außer ihr anscheinend alle gestorben sind. Aber ihre Vorfahren waren Inuit und sie hat von ihrem Großvater genug gelernt, um in dieser eiskalten Welt zumindest so lange zu überleben, bis sie ein Zeichen gesetzt hat…
Der zweite Teil der Geschichte bringt uns in der Zeit zurück ins 19. Jahrhundert, ebenfalls zu einer Elaine, die eigentlich Uki heißt. Sie ist eine Inuk, lebt in Grönland und lernt hier den Polarforscher Fridtjof Nansen kennen. Der Blick in eine so andere Welt macht sie neugierig und bald befindet sie sich auf dem Weg nach Chicago, wo sie die Weltausstellung besuchen will. Dieser Erzählstrang wird mit dem Auftauchen des ersten bekannten Serienmörders verwoben. Und auch Tesla spielt eine Rolle!
Zwei Frauen, die anscheinend durch Welten voneinander getrennt sind, und doch so viel miteinander zu tun haben. Beide stellen sich ohne Furcht dem Unbekannten und beide verlassen sich dabei auf ihre Überlebensinstinkte. Und für beide spielen Erinnerungen eine große Rolle.
Es ist ein Buch, das mit interessanten Figuren und spannenden Geschichten besticht, doch würde es nur halb so gut funktionieren, wäre die Sprache nicht so großartig. Von Anfang an wird der Leser mitgerissen und kann nicht anders, als Anteil am Leben dieser Frauen zu nehmen. Stavarič muss anscheinend nie nach Wörtern ringen, ganz anders ergeht es mir, wenn ich versuche, dieses Leseerlebnis zu beschreiben. Eins kann ich mit Sicherheit sagen: genau das erwarte ich von einem Roman. Er soll mich überraschen, mir etwas Neues geben, mich zum Nachdenken animieren. Und mich dazu verleiten, Bilder über die Weltausstellung anzuschauen in der Hoffnung, Details zu entdecken, die als Inspiration zum Buch gedient haben können.
Diverses
Herzlichen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Meine Bewertung:
Der erste Satz:
Der Großvater erzählte mir einst, wenn ich träume, gehöre mir die ganze Welt, dass ich alles sein und bedenken könne, das gesamte Universum läge mir schließlich zu Füßen.
Impressum:
Autor: Michael Stavarič
Titel: Fremdes Licht
Seitenzahl: 512
Verlag: Luchterhand
Erschienen: 2020
© Luchterhand Literaturverlag
Ich bin ebenfalls sehr angetan von diesem Roman. Nicht nur, weil ich Bücher über das Ewige Eis sehr mag. Wie die verschiedenen Zeiten zusammengefügt werden, fand ich ebenso großartig wie der Verweis auf Nansen. Viele Grüße
Ja, ein wirklich großartiges Buch. Ich hätte nicht gedacht, dass es nach dem eisigen Planeten gesteigert werden kann, aber Grönland, Chicago, Nansen, Tesla… da ist alles dabei und das sehr gut geschrieben.
Danke für deinen Besuch! LG Eszter