Ein besonderes Leben erfordert eine besondere Biografie. Und das von María Hesse illustrierte und Fran Ruiz geschriebene Buch ist tatsächlich etwas Besonderes. Leider konnte ich aber damit – zumindest was den Text angeht – nicht wirklich warm werden.
Die Idee an sich ist spannend, große, farbfrohe Zeichnungen werden von (ziemlich kurzen) Textpassagen begleitet und so wird mittels Bild und Text das Leben des einzigartigen Künstlers, der David Bowie war, erzählt. Doch entschieden sich die Autoren dafür, dieses Leben in erster Person zu erzählen. Als würde Bowie diese Sätze sagen. Und sie haben sich auch entschlossen, der Wahrheit nicht allzu treu zu sein und fantastische Elemente in die Geschichte zu weben. Und diese Kombination fand ich ganz einfach nur schrecklich. Ja, Bowie war eine Figur, die irgendwie zwischen Realität und Fantasie zu existieren schien. Er erschuf sich selbst immer wieder, alleine schon der Name, unter den wir ihn kennen, ist ein fiktiver. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er damit einverstanden gewesen wäre, dass man ihm Sätze in den Mund legt, die er so nicht gesagt hat. Auch wenn er genauso dazu neigte, Fakten und Fiktion zu vermischen. Aber zu denken, er hätte sich jemals in dieser Art über sein Privatleben, über seine Beziehungen (gerade was seine Familie anging) äußern, das überschritt für mich eine Grenze. Der Ich-Erzähler sollte wahrscheinlich eine besondere Nähe erstehen lassen, oder viellect gab es einen anderen Grund dafür, auf mich wirkte das leider nur abstoßend.
Während ich mich mit dem Textso gar nicht anfreunden konnte, haben mir die Illustrationen gut gefallen. Bowie eignet sich wirklich gut dafür, gezeichnet zu werden, hier kann sich ein Künstler austoben – funktionieren wird es aber nur, wenn dieser Künstler Bowie verstanden hat. Sein Stil war einzigartig, nachahmenswert, und oft genug auch tatsächlich nachgeahmt worden. Er war nicht nur in seiner Musik oder als Schauspieler (oder als Maler) ein Künstler, er war als ein Ganzes sein eigenes Kunstwerk. Und bei all den Veränderungen, denen er sich unterzog, doch auch immer wiedererkennbar. María Hesse schafft es, das Wesen von Bowie zu erfassen und darzustellen und dabei auch selbst als Künstlerin wiedererkennbar zu bleiben.
Als Biografie kann ich dieses Buch nicht wirklich empfehlen, und vor allem dann nicht, wenn dies die erste Begegnung mit Bowie sein sollte. Zum Lesen über Bowie ist das Buch von Marc Spitz meiner Meinung nach ein guter Ausgangspunkt, aber am besten sollte man bei seiner Musik anfangen. Fans von Bowie (oder von María Hesse) sollten aber auch dieses einzigartig illustriertes Werk in die Hand nehmen.
Diverses
Herzlichen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Der erste Satz:
Dieses Buch ist vieles zugleich.
Impressum:
Autor: María Hesse, Fran Ruiz
Titel: Bowie
Übersetzung: Kristof Hahn
Seitenzahl: 168
Verlag: Heyne Hardcore
Erschienen: 2020
© Wilhelm Heyne Verlag