Roger Crowley: Der Fall von Akkon

Roger Crowley Der Fall von Akkon

Päpste riefen immer wieder zu Kreuzzügen auf, und Könige aus ganz Europa folgten diesem Ruf zweihundert Jahre lang. Man träumte von Ruhm und Ehre, und vor alle träumte man vom Königreich Jerusalem. Mit dem Fall Akkons, der letzten christlichen Stadt im Heiligen Land, waren diese Träume im Jahr 1291 endgültig ausgeträumt.

Zu diesem Zeitpunkt war Jerusalem bereits seit hundert Jahren nicht mehr in der Hand von Christen und nach und nach schrumpfte das von Europäern eroberte Gebiet. Eine Stadt fiel nach dem anderen, vor allem, seit dem in Ägypten die Mamluken, einstige türkische Militärsklaven die Macht übernahmen.

Roger Crowley erzählt die Geschichte vom Fall von Akkon auf eine sehr spannende Art und Weise. Und ist darauf bedacht, die Vorgeschichte zu skizzieren, damit man als Leser versteht, wie die Machtverhältnisse zu der Zeit waren und warum der Kampf um Akkon so wichtig war. Obwohl es nicht einfach ist, entsprechende Quellen zu finden, zitiert er so oft wie nur möglich auch Zeitzeugen der islamischen Seite. Dadurch entsteht ein ausgeglicheneres Bild von den Geschehnissen.

Es ist interessant zu sehen, wie sich die Interessen, die Gründe sich für den Krieg ändern. Zu Anfang sind es die Christen, die einen religiösen Krieg führen wollen. Später fassen dann in den eroberten Städten Händler aus Venedig und Genua Fuß, für sie sind Städte wie Akkon perfekte Häfen für ihre Geschäfte. Mit der Machtübernahme er Mamluken sind es dann später die Muslime, die zum Dschihad aufrufen und den Krieg nun aus religiösen Gründen führen.

Akkon war eine große und wichtige Stadt. Ihre immer wieder verstärkten Mauern und große Türme sorgten dafür, dass sie – mit einer kurzen Unterbrechung – zweihundert Jahre lang in christlichen Händen war. Das ist eine lange Zeit. In der Stadt lebten etwa 40000 Einwohner, viele von ihnen seit mehreren Generationen. In seiner Blütezeit war Akkon eine mindestens so wichtige Hafenstadt wie Alexandria oder Konstaninopel. So eine Stadt einzunehmen war nicht einfach. Sultan Baibars, der Herrscher von Ägypten bereitete sich gut darauf vor, und zerstörte zunächst systematisch alle Ritterburgen und eroberte Antiochia. Er überfiel auch Akkon mehrmals, aber ohne großen Erfolg. Bevor er sich mit all seiner Kraft gegen die Stadt wenden konnte, starb er.

Die Machtkämpfe in Ägypten sorgten nicht wirklich für Ruhe für die Christen, doch so wirklich besorgt waren sie trotzdem nicht. Es ist verblüffend zu lesen, wie wenig Hilfe herangeholt wurde und dass obwohl an diesem Punkt nur noch Tripolis und Akkon in christlicher Hand waren, die Christen in Akkon sich mit einem Waffenstillstandsvertrag beruhigen ließen.

Auch wenn man den Ausgang der Geschichte kennt, schafft es Roger Crowley, sie spannend und detailreich zu erzählen. Hier wird Geschichte lebendig, und deshalb kann ich dieses Buch jedem wärmstens erzählen, der sich für das Mittelalter oder generell für Geschichte interessiert.


Diverses

Vielen Dank an dieser Stelle an den wbg Theiss Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Im Frühjahr 1291 rückte die größte Streitmacht, die die Muslime jemals gegen die Kreuzritter im Heiligen Land aufgestellt hatten, auf die Stadt Akkon vor.

Impressum:

Autor: Roger Crowley
Titel: Der Fall von Akkon
Aus dem Englischen: Norbert Juraschitz
Seitenzahl: 304
Verlag: wbg Theiss
Erschienen: 2020
© wbg

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