Marcus du Sautoy: Der Creativity-Code

Marcus Du Sautoy Der Creativity-Code

Künstliche Intelligenz wird auf immer mehr Gebieten eingesetzt. Wenn es um die Verarbeitung von Big Data (also große Datenmengen) geht, und darum, Schlüsse aus diesen zu ziehen, ist KI schneller als der Mensch. Heute übernimmt die KI Aufgaben in der Medizin (und hilft zum Beispiel bei der frühzeitigen Krebsdiagnose), sie ist aber auch für die Unterhaltungsindustrie von Nutzen, wenn sie aus unserem Verhalten auf Netflix oder Spotify darauf schließt, was wir uns als Nächstes ansehen oder anhören wollen. Dadurch wird Künstliche Intelligenz zu einem fast unentbehrlichen Teil unseres Alltags. Doch können Computer Menschen auch auf Gebieten ersetzen, wo es um Kreativität geht? Kann KI Musik komponieren, Bilder malen – und wenn ja, sind diese Werke mit denen von Menschen gleichwertig? Und ab wann ist so ein Werk die eigenständige Kreation einer Maschine und nicht das Ergebnis ihrer Programmierung (und somit letztendlich doch die Kreation eines Menschen)?

Diesen Fragen geht der bekannte Mathematiker Marcus du Sautoy in seinem Buch „Der Creativity-Code“ nach. Doch was ist Kreativität? Und wie sollen wir feststellen, ob eine Maschine das, was wir als menschliche Kreativität betrachten, erreicht hat? Dafür untersucht du Sautoy erst mal die unterschiedlichen Definitionen der Kreativität und stellt fest, um welche Punkte es dabei in erster Linie geht:

Kreativität ist der Antrieb, etwas Neues und Überraschendes zu entwickeln, das Wert hat.

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Das klingt erst mal simpel, doch das alleine wird noch nicht reichen, um festzustellen, ob etwas, was von einem Computer kreiert wurde (sei es noch so neu und noch so überraschend), wirklich das Ergebnis einer dem Computer ureigenen kreativen Antriebs war. Dafür schlägt du Sautoy die Anwendung den Lovelace-Test vor:

Um den zu bestehen, muss ein Algorithmus ein kreatives Kunstwerk erschaffen, und der Vorgang muss wiederholbar sein (darf also nicht das Ergebnis eines Hardware-Fehlers sein), ohne dass der Programmierer erklären kann, wie der Algorithmus zu seinem Ergebnis gekommen ist.

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In den nächsten Kapiteln erfahren wir mehr darüber, was ein Algorithmus ist und wie ein Computer mit einem Algorithmus programmiert wird. Es wird aber nicht allzu technisch, du Sautoy kann alles so erklären, dass man ihm leicht folgen kann.

Entlang zahlreicher Beispiele treffen wir immer wieder auf überraschende Kreationen von Maschinen, und es verwundert nicht, dass sich zeitweise sogar der Autor Sorgen macht, ob irgendwann ein Computer in der Lage sein wird, ihn als Mathematiker zu ersetzen. Das mag erst mal überraschend klingen, denn wenn etwas Computer gut können, ist das die Mathematik, doch gerade diese Disziplin erfordert in vielen Bereichen menschliche Intuition und Kreativität.

Und eben diese Eigenschaften erfordert auch das aus dem antiken China stammende Brettspiel Go. Lange war man überzeugt (auch als im Schach bereits viele verblüffende Ergebnisse durch Maschinen erreicht wurden), dass Computer nie in der Lage sein werden, einen Menschen bei Go zu schlagen. Doch dann geschah vor einigen Jahren das Unglaubliche. Ein Computerprogramm, genannt AlphaGo, schlug den weltbesten Go-Spieler Lee Sedol. Und das mit unerwarteten Zügen, die sich seine Programmierer nicht erklären konnten. Das klingt so, als hätte AlphaGo den Lovelace-Test bestanden – insofern wir denn das Gewinnen eines Spiels als Kunstwerk betrachten können.

Deutlich schwieriger wird es, echte Kreativität bei Maschinen aufzuspüren, wenn wir uns auf das Gebiet der Kunst bewegen. Doch auch hier liefert du Sautoy einige Geschichten, die verwundern und zum Nachdenken darüber anregen, was einen Menschen ausmacht.

Es ist ein unterhaltsames und sehr interessantes Buch, das mir – auch wenn ich viele der Geschichten bereits kannte – viel Neues erzählt hat und neue Perspektiven eröffnet hat. Und das auf eine persönliche und oft auch humorvolle Art und Weise. Eine empfehlenswerte Lektüre.


Diverses

Vielen Dank an dieser Stelle an den C.H. Beck Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Die Maschine war eine Schönheit: Sie bestand aus mehreren Türmen voller Zahnräder, die mit Ziffern an den Zähnen versehen waren und sich über eine Handkurbel bewegen ließen

Impressum:

Autor: Marcus du Sautoy
Titel: Der Creativity-Code
Aus dem Englischen: Sigrid Schmid
Seitenzahl: 319
Verlag: C.H. Beck
Erschienen: 2021
© Verlag C.H. Beck oHG

Ein Kommentar zu „Marcus du Sautoy: Der Creativity-Code

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