Dieses Buch hat Robert Macfarlane mal erwähnt, leider weiß ich nicht mehr, wo genau. Jedenfalls war mir seine Empfehlung Grund genug, das Buch mir vorzumerken und sobald ich konnte, zu lesen. Das Thema gefiel mir sofort sehr gut: die Autorin spaziert entlang des Ouse Flusses in Sussex und reflektiert dabei über Natur, Literatur, Geschichte und natürlich das Leben. Obwohl mich das Buch letztendlich enttäuscht hat, bin ich froh, endlich etwas von Olivia Laing gelesen zu haben, sie hat mich in jedem Fall neugierig auf mehr gemacht.
Es ist ein sehr langsames Buch, das sehr gut zu einem längeren Spaziergang oder einer mehrtägigen Wanderung passt. Die Ouse ist 56 km lang, also durchaus in wenigen Tagen zu bewältigen. Olivia Laing fühlt sich dem Fluss sehr verbunden, was letztendlich dazu führte, dass ihr Beziehung zu ihrer (damaligen) großen Liebe in die Brüche ging, als der Mann wegziehen wollte. Das Ende der Beziehung veranlasste sie dazu, ihren Rucksack zu packen und loszuziehen. Diese Einleitung ist schon etwas Besonderes. Auch wenn man gerade im Nature Writing oft Einblicke in das persönliche Leben der Autoren bekommt, wird es selten so persönlich, wenn überhaupt. Das erfordert Mut, sich unglücklich zu zeigen.
Wobei Unglück dann auch zur Ouse gut passt. Der Fluss ist heute in erster Linie dafür bekannt, dass Virginia Woolf sich darin ertränkt hat. Sie lebte mit ihrem Mann in der Nähe, und Olivia Laing nimmt immer wieder Bezug auf ihren Lebensweg und Werke während ihrer Wanderung. Da ich leider wenig über Woolf weiß, konnte ich ihre Ausführungen nicht entsprechend wertschätzen, ich hatte sogar den Eindruck, dass man sich ziemlich gut mit Woolf auskennen muss, um das tun zu können. Laing erzählt aber nicht nur über Virginia Woolf, sondern auch über andere Persönlichkeiten aus der Gegend, doch die sind noch weniger bekannt und zwar nicht uninteressant, so doch nicht mitreißend genug. Sie erzählt auch viel über einen spannenden Abschnitt der englischen Geschichte, die sich hier abspielte, da ich darüber etwas mehr weiß (danke, Dan Jones), habe ich zumindest einen Eindruck davon, wie viel mehr Spaß ich beim Lesen gehabt hätte, hätten mir auch die anderen Themen so zugesagt.
Aber es fühlte sich für mich insgesamt so an, als wäre sich Laing nicht sicher, wie sie ihr Thema aufbereiten, oder was überhaupt ihr Thema letztendlich sein sollte. Der sehr persönliche Anfang wich nicht besonders plastischen Naturbeschreibungen und dem Nachdenken über die diversesten Themen. Es fehlte am richtigen Rhythmus, einem roten Faden. „Zum Fluss“ ist vor 10 Jahren das erste Buch von Olivia Laing gewesen und ihr einziger Ausflug ins Nature Writing.
Diverses
Vielen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Der erste Satz:
Gewässer haben mich schon immer fasziniert.
Impressum:

Autor: Olivia Laing
Übersetzung aus dem Englischen: Thomas Mohr
Titel: Zum Fluss
Seitenzahl: 384
Verlag: btb
Erschienen: 2021
© btb