Wieder einmal großartige Science-Fiction aus dem Hause Tchaikovsky. Nach „Die Kinder der Zeit“ und „Die Erben der Zeit“ konnte der Autor erneut mit einem Meisterstück aufwarten. Und obwohl er auch diesmal aus den Kenntnissen schöpft, die ihm sein Studium der Zoologie eingebracht hat, ist dieses Buch doch ganz anders als die Vorgänger.
Reinzukommen in diesen Roman ist allerdings nicht einfach. Wir lernen zunächst zwei junge Frauen kennen, ein Liebespaar mit einem ganz besonderen gemeinsamen Hobby: Sie suchen gerne nach kryptischen Wesen. Ja, nach Big Foot und dergleichen. Als sie ein Video über eigenartig aussehenden „Vogelmenschen“ sehen, ist der Urlaub also auch dieses Mal schnell geplant, die beiden, Mal und Lee suchen den Ort auf, wo das Video aufgezeichnet wurde. Doch anders als bei ihren früheren Expeditionen finden sie diesmal tatsächlich etwas. Ein Schock, denn daran, dass es da draußen wirklich etwas Sonderbares existiert, glauben die beiden im Grunde nicht. Doch diesmal kommt alles anders, mitten im Juli stehen sie plötzlich in eisiger Kälte in einem Schneesturm, und die Vogelmenschen aus dem Video tauchen auf. Am Ende ist Mal verschwunden und Lee weiß nicht mehr, ob sie ihren eigenen Erinnerungen trauen kann.
Was sich wie der Anfang eines Fantasy-Romans anhört mit Fabelwesen, entpuppt sich bald als eine Geschichte über parallele Welten und einen Wettlauf mit der Zeit, um das Ende all dieser Welten zu verhindern. Bei der Ausarbeitung der Parallelwelten kommt der Zoologe im Autor zum Vorschein: Auf unterschiedlichen Zeitachsen entwickelte sich das Leben auf der Erde in unterschiedliche Richtungen. Mal sind Fische, mal Dinosaurier, mal Ratten die herrschende Rasse. All diese Erden mit ihren unterschiedlichen Bewohnern (oder auch mal ohne, wenn alles Leben ausgestorben ist) existieren parallel zueinander. Es gibt unsichtbare Tore zwischen den Welten, die sich früher nur immer wieder mal geöffnet haben, doch jetzt häufen sich die Vorfälle, in denen eine Welt mit einer anderen in Berührung kommt.
Vier Jahre lang war Mal verschwunden, aber nun ist sie zurück, in Begleitung von Figuren, die Neandertalern ähnlich sehen. Sie und ihre Begleiter sind auf der Suche nach einer Wissenschaftlerin – die bereits von der Regierung beobachtet wird und nach der auch Kriminelle Kräfte ihre Klauen reichen.
Die Geschichte wird aus dem Blickwinkel mehrerer Personen erzählt, und nimmt schnell ein rasantes Tempo an. Kann man die Welt retten, und wenn ja, kann man alle Welten retten oder nur eine? Und welche Ziele verfolgt das Bösewicht der Geschichte?
Es ist eine tolle und ungewöhnliche Story, die nach einem etwas holprigen Anfang ihre Leser mitreißt. Die vielen Figuren bringen unterschiedliche Gesichtspunkte mit, durch ihre unterschiedlichen Prioritäten und Erfahrungen. An Humor fehlt es auch nicht, wobei ich mir davon hin und wieder mehr gewünscht hätte. Adrian Tchaikovsky gehört zweifellos zu den besten Science-Fiction-Autoren unserer Zeit, dieses neue Buch von ihm kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Diverses
Der erste Satz:
Drei Milliarden Jahre lang spielt sich das Leben hier einzig auf der mikroskopischen Ebene ab.
Impressum:
Autor: Adrian Tchaikovsky
Titel: Portal der Welten
Übersetzung aus dem Englischen: Irene Holicki
Seitenzahl: 640
Verlag: Heyne
Erschienen: 2021
© Wilhelm Heyne Verlag