Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub

Coopers Chase ist eins dieser luxuriösen Altersheime, wo die Einwohner schöne Wohnungen und jede Menge Freizeitbeschäftigung auf ihre alten Tage genießen können. Es gibt hier neben Zumba, Pilates, Bowling, Schwimmbad und Snooker auch mehrere Clubs. Die einen stricken und häkeln in ihrem jeweiligen Club, die anderen befassen sich mit Kunstgeschichte oder üben ihr Französisch. Und wiederum andere lösen Mordfälle. Donnerstags treffen sich vier Senioren und rollen alte, ungelöste Kriminalfälle auf. Eine ehemalige Geheimagentin, eine Krankenschwester, ein Gewerkschaftsführer und ein Psychiater bilden die Truppe. Ein früheres Mitglied, eine ehemalige Detektivin hat den Club mit Akten ungelöster Fälle versorgt. Doch jetzt passiert ein Mord quasi in ihrem unmittelbaren Umfeld, und schon lassen die vier die alten Akten liegen, um einen Mörder zu finden.

Die Idee, dass ältere Menschen in einen Mordfall verwickelt sind und diesen zu lösen versuchen, hat mich sehr stark an Mord in Sunset Hall erinnert, ein großartiges Buch von Leonie Swann. Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich bestenfalls eine gute Nachahmung in der Hand halte, doch Richard Osman erwies sich mit seinem Erstlingswerk als gekonnter Krimiautor, der ein gutes Gefühl für Humor und Menschen in diesem Roman zur Schau stellt. Nicht nur unsere Ermittler, Elizabeth, Ron, Ibrahim und Joyce wachsen einem schnell ans Herz, viele andere Figuren werden mit wenigen Sätzen so gut skizziert, dass man ihre Motivation versteht und einen guten Einblick in ihr Leben bekommt. Das zeugt von viel Menschenkenntnis und Menschenliebe.

Viel Spannung sollte man natürlich von einem Krimi nicht erwarten, in dem die Hauptfiguren praktisch alle über siebzig sind. Die Senioren müssen zu besonderen Mitteln greifen, um an Informationen heranzukommen, was immer wieder für amüsante Szenen sorgt. Ganz glaubhaft ist das Ganze nicht wirklich, aber ausgesprochen unterhaltsam. Es ist aber auch eine gut ausgedachte Detektivgeschichte, die mitdenken und miträtseln lässt. Und spätestens nach dem zweiten Mord hat man als Leser (zumindest hatte ich) keine Ahnung, wer der Mörder sein könnte und ob die Fälle überhaupt zusammenhängen.

Über Krimis verrate ich ungern mehr, als unbedingt notwendig, möchte aber alle, die gerne unterhaltsame, geistreiche Geschichten lesen, dazu ermutigen, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Richard Osman, der übrigens bei einem Besuch in einem Altersheim, bei dem er sein Handy zuhause vergessen hatte, zu diesem Roman inspiriert wurde (ich frage mich, was da wohl passiert ist…), plant nun eine ganze „Mordclub-Serie“. Das zweite Buch erscheint im englischen Original jetzt im September und auf Deutsch dann unter dem Titel „Der Mann, der zweimal starb“ im Januar 2022. Ich freue mich schon darauf!


Diverses

Der erste Satz:

Fangen wir mit Elizabeth an, einverstanden?

Impressum:

Autor: Richard Osman
Titel: Der Donnerstagsmordclub
Übersetzung aus dem Englischen: Sabine Roth
Seitenzahl: 464
Verlag: List
Erschienen: 2021
© Ullstein Buchverlage GmbH

3 Kommentare zu „Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub

  1. Der Donnerstagsmordclub hält, was der Klappentext verspricht! Liest sich in einem Zug -gut in einem Tag und einer Nacht weg und gibt, sehr humorvolle, Einblicke in die Bedürfnisse und die Ängste von älteren Menschen – läßt uns aber auch und das ist wirklich klasse, schmunzeln oder laut lachen, wenn wir die Gedanken der einzelnen Protagonisten*innen lesen.. Der Fall ist trickreich konstruiert, spannend erzählt und ich freue mich schon darauf, mehr vom Donnerstagsmordclub zu lesen!

  2. Hallo Esther… Das Buch hatte ich vor paar Monaten zum Geburtstag bekommen, selbst hätte ich es mir nicht gekauft… und nach ein paar Seiten reinlesen, war ich mit den Mengen an Namen überfordert und auch nicht richtig angefixt. Aber deine Rezension macht mich wieder neugierig auf das Buch. Also Daumen hoch… bestimmt werde ich es in den kalten Monaten (oder die, die kalt sein sollten) erneut probieren.
    Liebe Grüße 🙂

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