Erebus und Terror. Zwei Schiffe, deren Namen heute jeder kennt. Es ist aber eine traurige Berühmtheit, denn beide Schiffe sind auf der Suche nach der Nordwestpassage verschollen. In seinem Buch geht Michael Palin – bekannt aus Monty Python und als Weltreisender und Autor – dem Schicksal der HMS Erebus nach. Es ist eine spannende Geschichte, die wahrscheinlich nie ganz vollständig erzählt werden kann.
Gebaut wurde die Erebus 1826, damals noch als Kriegsschiff, doch als es fertig war, gab es keine Kriege mehr zu kämpfen, Napoleon war besiegt und neue Konflikte stehen zu der Zeit gerade nicht an. Die elf Jahre ältere Terror nahm dafür noch am Krieg teil. Beide Schiffe sind robust und dadurch gut geeignet für eisige Gewässer. Doch zunächst stehen der Erebus einige ruhige Jahre im Mittelmeer bevor. Damit ist erst vorbei, als der Drang nach neuen Entdeckungen, neuen Gebieten, die man für die britische Krone gewinnen kann, immer stärker wird. Neues Wissen zu erlangen, mehr über unsere Welt erfahren stehen in dieser Zeit im Mittelpunkt. Es gibt noch immer einige weiße Flecken auf der Karte. So wird zwar vermutet, dass man den amerikanischen Kontinent auch vom Norden her umrunden kann, beweisen konnte das aber bis jetzt niemand. Auch sonst wirft die Arktis viele Fragen auf, ebenso wie die Antarktis, von der zu dieser Zeit noch keiner weiß, ob sie über ein Festland verfügt oder nicht.
Diese letztere Frage soll von einem Arktis-erfahrenen Kapitän, James Clark Ross beantwortet werden. Dieser bekommt die Erebus für diesen Zweck, begleitet wird die Expedition vom Schwesterschiff Terror. 1839 ist es dann soweit, die Erebus – verstärkt für das Eis – macht sich auf den Weg zur Antarktis. Vier lange Jahre wird die Expedition dauern, und auch wenn nicht alles erreicht werden konnte, so sind es am Ende diese zwei Schiffe, die den endgültigen Nachweis für die Existenz des antarktischen Kontinents erbracht haben. Michael Palin beschreibt diese lange Expedition mit vielen Details, zitiert aus Briefen und Tagebucheinträgen der Beteiligten, fügt zeitgenössische Bilder ein – und besucht selbst die einzelnen Etappen der Reise, um aus eigener Erfahrung berichten zu können.
Heutzutage läge unser Augenmerk wohl darauf, die Schönheit und Unberührtheit der Natur solcher Inseln zu bewahren, aber das Motiv von Ross und seinen Auftraggebern war der Zugewinn von Land und Wissen. Und was wir heute schamlose Ausbeutung nennen würden, war in ihren Augen der Versuch, den Segen der Wissenschaft in die unzivilisierte und unaufgeklärte Welt zu tragen.
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In wenigen Sätzen beschrieben klingt diese Expedition ganz einfach und harmlos. Doch das war sie keineswegs. An einem Punkt kollidierten sogar die beiden Schiffe miteinander, und es ist nur den Fähigkeiten der beiden Kapitäne und ihrer Mannschaft zu verdanken, dass sie das einigermaßen heil überstanden haben. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat waren viele, so auch James Clark Ross nicht mehr bereit, je wieder in See zu stechen.
Doch das ließ die Admiralität nicht davon abhalten, für die beiden Schiffe ein neues Ziel vorzugeben: Erebus und Terror sollten die Nordwestpassage finden. Zum Leiter der Expedition – da Ross nicht verfügbar – wurde der berühmte, aber bereits 59 Jahre alte John Franklin auserkoren, der zu diesem Zeitpunkt seit 12 Jahren kein Kommando mehr innehatte. Das klingt wie ein schlechtes Omen, doch insgesamt wurde die Expedition äußerst gewissenhaft vorbereitet. Eigentlich sprach vieles dafür, dass die beiden Schiffe auch diesmal Erfolg haben werden. Doch am Ende kam alles anders…
Dass man eine bekannte Geschichte doch so spannend erzählen kann, damit hat mich Michael Palin vollends begeistert. Aus den vielen kleinen Bruchstücken, die uns heute zur Verfügung stehen, zeichnet er ein überzeugendes Bild über die letzte Reise der Erebus und der Terror. Eine großartige, lesenswerte Lektüre.
Diverses
Vielen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
Der erste Satz:
Seit jeher faszinieren mich Geschichten über die Seefahrt.
Impressum:
Autor: Michael Palin
Titel: Erebus
Übersetzung aus dem Englischen: Rudolf Mast
Seitenzahl: 464
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2021
© Goldmann Verlag
Originalverlag: Cornerstone / mare
Ein Kommentar zu „Michael Palin: Erebus“