Cixin Liu: Supernova

Hätte ein Erwachsener Supernova überlebt, würde er sich in einem Albtraum wähnen.

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Cixin Liu hat einen festen Platz in meinem Bücherregal. Er hat eine derart einzigartig blühende Fantasie, dass ich nie müde werde, seine Romane und Erzählungen zu lesen. Daher war ich auch auf Supernova, seinen Debütroman aus dem Jahr 2003 sehr gespannt. Und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht.

Dass wir hier ein Erstlingswerk in der Hand halten, ist allerdings kaum zu glauben. Denn Cixin Liu zeigt sich bereits so, wie wir ihn kennen. Er nimmt ganz einfach die ganze Menschheit und schmeißt sie in ein unwirkliches und schreckliches Szenario. Das Entstehen einer Supernova in weiter Entfernung löst eine Kettenreaktion aus, infolge dessen eine Strahlenwolke entsteht, die wiederum alle Menschen über dreizehn Jahren tödlich verseucht. Die Menschheit hat nur eine kurze Zeit, sich darauf vorzubereiten, die Welt den Kindern zu überlassen.

Die Art, wie das geschieht, ist eine besondere, und ich würde sagen, eine für den chinesischen Autor typische. Die Erwachsenen tun auf eine geordnete, gut organisierte Weise alles, um zunächst die künftigen Anführer der einzelnen Länder zu finden, und dann Kinder dafür auszubilden, alle Aufgaben ihrer Eltern zu übernehmen. Es klingt teilweise zu gut, um wahr zu sein, und es erinnert mich stark an die Geschichten meiner im Sozialismus verbrachten Jugend, wo alle zusammenkommen und gemeinsam etwas Großartiges bewerkstelligen. In diesen Geschichten gibt es keine Individuen, auch wenn es einzelne Personen gibt, die hervorgehoben werden, sind sie eher nur Stellvertreter für einen bestimmten Typen von Menschen. Und so ist es auch bei Cixin Liu, und das nicht zum ersten Mal. Er schreibt großartige Geschichten, doch oft genug bleibt da eine Distanz, die er nicht überbrücken kann.

Trotzdem ist Supernova ein Buch, das ich sehr liebgewonnen habe. Denn seine grundlegende Frage, wie eine Welt aussehen würde, die von Kindern regiert wird und in der nur Kinder leben, ist einfach nur außergewöhnlich – ebenso wie seine Antwort auf diese Frage. Was macht unsere heutige, von Erwachsenen geführte Welt aus, und was würde sich ändern, wenn Kinder die Entscheidungen treffen würden?

Man braucht viel Lebenserfahrung, um den Wert des Lebens schätzen zu lernen. Im Kopf eines Kindes nimmt das Leben lange nicht so viel Platz ein wie bei einem Erwachsenen. Seltsam ist dabei, dass Erwachsene Kinder gerne als friedfertige und unschuldige Wesen ansehen,

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Die Antwort fällt, wie auch dieses Zitat zeigt, nicht ganz so aus, wie wir uns es vielleicht vorstellen. Doch wenn es um den Wert des Lebens geht, fragt man sich gerade heute eh wieder, ob wir Erwachsene ihn wirklich schätzen können. Was heißt schon Erwachsen zu sein oder noch ein Kind zu sein? Es ist vielleicht nicht die optimistische Zukunftsvision, die wir uns wünschen, aber eine lesenwerte.


Diverses

Vielen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Als es geschah, war die Erde ein Planet im Universum.

Impressum:

Autor: Cixin Liu
Titel: Supernova
Übersetzung aus dem Chinesischen: Karin Betz
Seitenzahl: 512
Verlag: Heyne
Erschienen: 2021
© Wilhelm Heyne Verlag

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