Leonie Swann: Miss Sharp macht Urlaub

Hätte man mich nicht darauf gestoßen, wäre ich wohl nie daraufgekommen, dass sich hinter dem farbfrohen Cover und dem Titel „Miss Sharp macht Urlaub“ die Forstsetzung von „Mord in Sunset Hall“ versteckt. Anscheinend hat seit seinem Erscheinen der Kriminalroman um Agnes Sharp und ihre Senioren-WG ein neues Branding erhalten. Auch das erste Buch gibt es inzwischen in neuem Gewand, für manche wird also das Cover des zweiten Teils weniger überraschend sein. Obwohl mir die neue Aufmachung nicht wirklich gefällt (ich hätte Sunset Hall wahrscheinlich nicht gelesen, hätte es damals schon so ausgesehen), habe ich mich sehr gefreut auf eine neue Geschichte von Leonie Swann. Leider erwies sich auch der Inhalt eher enttäuschend.

Auch im neuen Roman begleiten wir die Bewohner der von Agnes Sharp gegründeten Rentner-WG dabei, wie sie einen Mörder zu finden versuchen. Die Senioren von Sunset Hall kennen wir alle bereits aus dem ersten Buch, doch diesmal bildet die Kulisse nicht ein beschauliches englisches Dorf, sondern ein elegantes Öko-Hotel am Meer. Wie die Rentner zu diesem Urlaub kommen? Die im Kopf etwas konfuse Edwina gewinnt eine Reise im Internet, woraufhin alle beschließen, hinzufahren. Und obwohl das besagte Hotel in Cornwall ist (also nicht so weit weg von Duck End), fangen unsere Senioren erst mal alle an, ihre Reisepässe zu suchen. Von Anfang an wirkt der Roman so konfus, wie Edwinas Kopf, und das Geschehen viel zu forciert, um noch lustig zu sein. Dass an diesem Punkt Agnes bereits eine Leiche entdeckt hat, und dass wir erfahren, dass es im Dorf mehrere verdächtige Todesfälle gegeben hat, dient lediglich als Kulisse und wahrscheinlich auch als Auftakt zu einem dritten Buch.

Im Hotel angekommen geht es leider so weiter, wie es angefangen hat, wobei die Mordfälle (weil es auch diesmal mehrere Leichen gibt), zumindest in der zweiten Hälfte des Buches für etwas Spannung sorgen. Die Autorin bricht Szenen gekonnt immer so ab, dass man sich doch ein bisschen Sorgen um die Hauptfiguren macht. Allerdings lässt sich der Täter auch diesmal relativ leicht erraten. Im ersten Buch hat mir der Humor sehr gut gefallen, und auch in einem weiteren Roman (Glennkill) konnte mich Leonie Swann davon überzeugen, dass sie es versteht, ihre Leser zum Lachen zu bringen. Ich hoffe, dass sie in einem nächsten Buch das wieder schafft.

Inzwischen hat sie allerdings, wenn es um detektivische Senioren geht, starken Wettbewerb bekommen. Der britische Fernsehproduzent und Moderator Richard Osman und seine Donnerstagsmordclub-Reihe sind großartig – für Fans von Sunset Hall/Miss Sharp unbedingt zu empfehlen.


Diverses

Herzlichen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Ich bin noch nie in so einem Club gewesen.

Impressum:

Autor: Leonie Swann
Titel: Miss Sharp macht Urlaub
Seitenzahl: 416
Verlag: Goldmann
Erschienen: 2022
© Wilhelm Goldmann Verlag

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