Adrian Tchaikovsky: Die Scherben der Erde

Ein Buch, auf das ich lange gewartet habe und das ich mit großen Hoffnungen in die Hand genommen habe. Nur um nach hundert Seiten schon ziemlich enttäuscht zu sein und nach dreihundert nicht mehr weiterlesen zu wollen.

Adrian Tchaikovsky ist ein gern gesehener Gast in meinem Blog, mehrere seiner Bücher habe ich hier bereits besprochen. Er ist sehr innovativ, fantasievoll, ein guter und kluger Erzähler. Sein neustes Buch, „Die Scherben der Erde“ ist der Auftakt zu seiner neuen Reihe – zwei weitere Bücher werden diese komplettieren.

Die Geschichte spielt in der fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich im Weltall ausgebreitet, lebt inzwischen verstreut auf vielen Planeten. Sie ist mehreren fremden Lebewesen begegnet, mit denen das Zusammenleben ganz gut klappt, obwohl manche von ihnen wirklich fremdartig sind. Die Castigars zum Beispiel sind riesige Würmer, die Hannilambra erinnern an Krabben. Die von Menschen entwickelte Künstliche Intelligenz brachte die Schwarmer hervor. In der Galaxie finden sich auch Spuren einer ausgestorbenen Spezies, die die Originatoren genannt werden. Und da sind dann noch die Architekten, eine Alien-Zivilisation, die plötzlich auftaucht und Raumschiffe und Planeten verformt (architektet) und somit einen großen Krieg um Leben und Tod auslöst.

Die Architekten zerstören die Erde und die Menschheit sieht sich gezwungen zu fliehen und mit allen Mitteln zu kämpfen. Durch genetische Manipulation entwickeln sie die amazonenhaften Parthenier (bestehend ausschließlich aus Frauen), doch den Sieg bringen letztendlich die Intermediären, Menschen, deren Gehirn manipuliert wurde, um spezielle mentale Fähigkeiten zu erlangen. Nachdem der Krieg vorbei ist, geraten seine Helden in Vergessenheit. Einer von ihnen, der Intermediär Idris fristet sein Dasein als Pilot und sammelt Schrott ein. Bei einem seiner Aufträge stößt er auf etwas Schreckliches: ein Schiff, das von Architekten zerstört wurde. Sind die mächtigen Feinde wieder zurück?

Soweit klingt die Geschichte interessant, und ich wollte gerne mehr über die Originatoren und die Architekten erfahren, doch stattdessen sah ich mich mitten eines actiongeladenen Abenteuers. Ein Kampf folgte auf den anderen, und unsere Helden zogen wie in einem Computerspiel von einem Quest zum nächsten, von einem Planeten zum nächsten. Erzählt wird das alles aus mehreren Perspektiven, wobei keine sehr großen Unterschiede zwischen den Stimmen zu merken ist. Und da wir im Grunde zwei Hauptfiguren haben, hätte mir persönlich auch gereicht, nur ihre Perspektiven zu hören, es kommen aber auch weitere Figuren dazu, die nicht gut genug ausgearbeitet sind, um wirklich interessant zu werden.

Von Tchaikovsky ist man es gewohnt, sonderbare Aliens in seinen Büchern anzutreffen, doch wo er sonst sehr viel Hintergrundgeschichte dazu entwickelt und alleine schon die Existenz dieser Wesen interessant macht, fehlt das hier. Es hat mich an die Alien-Bars in Star Wars erinnert, die sich immer so anfühlen, als hätten sich Maskenbildner ohne groß nachzudenken ausgetobt. Diese Art von Geschichten und Figuren haben ihre Fans (und zwar viele), so wird auch dieses Buch eine große Anzahl von Anhängern finden. Ich möchte hier daher auch nicht abraten, es zu lesen, kann nur sagen, dass es anders ist, als ich von Adrian Tchaikovsky gewohnt bin und dass meinen persönlichen Geschmack nicht getroffen hat. Ich hoffe, dass er nach dieser Trilogie wieder etwas schreibt, was an „Die Kinder der Zeit“ oder „Portal der Welten“ erinnert.


Diverses

Vielen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Im achtundsiebzigsten Kriegsjahr kam ein Architekt nach Berlenhof.

Impressum:

Autor: Adrian Tchaikovsky
Titel: Die Scherben der Erde
Übersetzung aus dem Englischen: Irene Holicki
Seitenzahl: 640
Verlag: Heyne
Erschienen: 2022
© Wilhelm Heyne Verlag

Ein Kommentar zu „Adrian Tchaikovsky: Die Scherben der Erde

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